19.07.2015
Brenta-Trip II
Tag 2
Über Sentiero dell´Ideale und Sentiero Brentari oder alternativ via Sentiero Martinazzi zur Pedrotti Hütte
Tagesziel
Nach dem mit ca. 1200 Höhenmetern doch etwas anstrengenden Aufstieg zur
Die sechs Kletter(steig)er auf den beiden Klettersteigen Sentiero dell´Ideale und Sentiero Brentari, die drei Wanderer über den Sentiero Daniele Martinazzi zunächst zur Brentei Hütte, um von dort zur Pedrotti Hütte aufzusteigen - so zumindest der Plan... irgendwie kam es dann anders...
Eigentlich zu sechst, hatte sich einer von uns Kletterern am Vortag ein wenig den Magen verhoben - ob es wohl am guten und sehr reichlichen Rotwein auf der
Dieser "Ausfall" des - nennen wir ihn an dieser Stelle mal "Senior-Guide" - erwies sich im Nachhinein jedoch als wahrer Glücksfall!
Denn ohne ihn, hätten die Wanderer doch arge Schwierigkeiten gehabt, sogar nur ihr Zwischenziel - die Brenteihütte - zu erreichen.
Wander-Team
Das eigentlich dreiköpfige Wander-Team, jetzt durch einen eigentlichen Kletterer auf 4 Personen verstärkt, lief zunächst - wie geplant - gemeinsam mit dem Rest der Truppe bis zur Gamsscharte „Bocca dei Camosci“ (2784 m).
Dort ging der Weg zunächst wieder abwärts über den "Sentiero Martinazzi" in Richtung Brentei Hütte (2176 m).
Über den besagten Sentiero Martinazzi war im Vorfeld in der Planung (2015) nicht allzuviel herauszubekommen. In der mir vorliegenden Literatur oder im Netz war er nicht als Kletterstieg, sondern immer nur als "Übergangsweg" zwischen den beiden Hütte oder als möglicher Abstiegsweg nach der Begehung des Sentiero dell´Ideale (aus der anderen Richtung) in Richtung Brentei Hütte angegeben. YouTube-Videos, in denen er vorkam, ließen auch keine großen Schwierigkeiten erwarten... Kurz vor der Gamsscharte war mal ganz leichte Kletterei (am Seil gesichert!) zu sehen, mehr nicht. Ganz wohl war mir bei der Sache jedoch nicht, die Wanderer da alleine runterzuschicken. Eigentlich hatte ich deshalb vor, die Wanderer zumindest über diese anfängliche "Klettersteig"-Passage zu begleiten. Der Rest sollte dann nicht mehr "so" schwierig sein...
Aber was schwierig ist und was nicht, liegt ja im Auge des jeweiligen Betrachters und unsere Wanderer fanden den ganzen Weg alles andere als leicht...!
Der Weg wies nämlich nicht nur direkt unterhalb der Bocca dei Camosci, sondern auch noch im weiteren Verlauf die ein oder andere - nicht erwartete - Klettersteigstelle auf! Zum Glück war jedoch unser Senior-Guide dabei, um die drei mit seiner gewohnten Ruhe und Besonnenheit bis zur Brentei Hütte zu leiten. Klettersteigausrüstung hatte zum Glück jeder mit dabei, auch die Wanderer - darauf hatte ich - nicht zuletzt wegen dieses "unbekannten" Weges bestanden - sicher ist sicher! Und so war das zumindest von der Absicherung her kein Problem. Ohne die Unterstützung des erfahrenen Kletterers und/oder der mitgeführten KS-Ausrüstung hätten sie wohl umdrehen müssen!
Das Blöde ist: Von der 12-Apostel Hütte führt leider kein anderer und schon gar kein "harmloserer" Weg Richtung Brentei- oder Pedrotti Hütte - das wäre ein Riesenumweg geworden - vermutlich mit einer Zwangsübernachtung unterwegs!
Nun ja, zum Glück ging das ja gut, aber zum Aufstieg und Übergang zur Pedrotti Hütte waren die Wanderer nun nicht mehr zu bewegen. (Auch das war im Nachhinein wohl ganz gut) Sie wollten am liebsten direkt vor Ort in der Brentei Hütte bleiben, was sich aber aufgrund der Aus-(bzw. Über-)lastung als problematisch erwies. Das Notlager, was ihnen einzig noch angeboten wurde roch wohl etwas streng... das war nicht das Wahre. Also dann doch noch weiter, aber anstatt hinauf, ein Stück hinunter zur Casinei Hütte - zum Glück über einen einfachen Wanderweg.
An der Casinei Hütte angekommen, wurde der Abend wohl ein voller Erfolg, wie immer feucht-fröhlich, mit Gitarre und Gesang - das hat wohl für die Strapazen entschädigt.
Das hätte ich auch gerne erlebt, aber man kann ja nicht überall gleichzeitig sein. Denn hierdurch waren Kletterer und Wanderer eine Nacht getrennt, die Wanderer unten auf der Casinei Hütte (1825 m), die Klettersteiger oben auf der Pedrottihütte (2491 m).
Anmerkung am Rande: Statt zur Casinei Hütte abzusteigen, hätten die Wanderer von der Brentei Hütte übrigens auch gleich zum - eigentlich erst - nächsten Übernachtungsziel, der Tuckett Hütte (2272 m) weiterlaufen können. Vo der Wegstrecke und der Dauer her, hätte das keinen großen Unterschied gemacht, aber sei´s drum...
Der Abend auf der Casinei Hütte hat sich - der leuchtenen Augen bei der Erzählung hierüber zufolge - wohl durchaus gelohnt!
Nicht zuletzt hatten die Wanderer hierdurch ja auch wieder ein ansprechendes Tagesprogramm für den Folgetag, nämlich den Aufstieg (rd. 450 Hm) zur Tuckett Hütte (2272 m).
Klettersteig-Team
Der Aufstieg von der 12-Apostel Hütte bis zur Gamsscharte „Bocca dei Camosci“ (2784 m) war ja zunächst für die komplette Gruppe gleich.
Ich hatte, an der Gamsscharte („Bocca dei Camosci“, 2784 m) angekommen, zunächst erst mal etwas Respekt vor dem vielen Schnee und dem doch relativ steilen Hang, der uns ab hier auf dem Gletscher ("Vedretta dei Camosci“) erwartete.

Das habe ich aber versucht, mir beim Anlegen der Ausrüstung nicht anmerken zu lassen ;-) Als Guide, sollte man ja immer Ruhe bewahren und Souveränität ausstrahlen... ;-)
Den anderen schien das alles nichts auszumachen. Also gut, dann mal hinein in´s Vergnügen! Starten wir mit dem Sentiero dell´Ideale...

Glücklicherweise hatte neben mir auch noch ein Weiterer der Klettersteig-Truppe ein Paar Grödel (Leichtsteigeisen!) mit dabei, die wir sicherheitshalber angelegt haben. Der Schnee war aber weich, der Pfad gut ausgetreten, nach den ersten etwas vorsichtigen Schritten war das alles gar kein Problem - auch ohne Grödel!
Sicherheitshalber haben wir aber den Rest der Truppe (diejenigen ohne Grödel) zwischen uns genommen und uns alle in das von mir mitgebrachte 20m-Seil eingehängt, um bei einem "Ausrutscher" den Betroffenen abfangen zu können.
Das war glücklicherweise nicht nötig und wohl auch nicht ganz Lehrbuch gemäß (Laut Lehrmeinung läuft man auf solchen Passagen wohl eher eigenverantwortlich!? - Mehr als einen Rutschenden hätten wir wohl nicht abfangen können und wären ansonsten vielleicht alle "abgesegelt". Nun ja, wir empfanden das zum damaligen Zeitpunkt als beste Lösung.
Der Gletscher war zwar im Querungsbereich recht steil, nach unten hin jedoch eher sanft auslaufend, so dass auch eine Rutschpartie - außer einem nassen Hintern - vermutlich keine gravierenderen Folgen gehabt hätte.
Nachdem wir das erste große Schneefeld (bzw. den Gletscher) gequert hatten, begann auch schon der eigentliche Klettersteig - ich muss zugeben, dass ich mich am Stahlseil doch etwas wohler fühle, als auf dem Schnee/Gletscher - ich denke mal, dass es den anderen auch so ging.
Vom Ende des Schneefelds aus ging es zunächst hoch zur Scharte, der "Bocca d´Ambiez" (2860 m).

Hat man die "Bocca d´Ambiez" erreicht, geht es von dieser auf der anderen Seite direkt wieder am Drahtseil hinunter.
Unten am Gletscher, der "Vedretta d´Ambiez" angekommen, quert man diesen bis zum nächsten Felsenaufschwung. Unterwegs kommt man an der Abzweigung hinunter zur Agostini Hütte (2405 m) vorbei. Hier wechselt übrigens der Name des Klettersteigs. Ab der Abzweigung zur Agostini Hütte heißt er nicht mer "Sentiero dell´Ideale", sondern ab sofort "Sentiero Brentari".
An den nächsten Versicherungen am Fels angekommen, geht es schon wieder hinauf, diesmal zur "Bocca di Tosa" (2845 m) und von dort aus weiter in Richtung Pedrotti Hütte (2491 m).
Hinten raus, Richtung Pedrotti Hütte, hat sich der Weg dann doch ganz schön gezogen, hier ist dann eher wieder "normales Wandern" angesagt. Hier war die Luft dann raus... die Hütte wollte und wollte nicht näher kommen.
Der "Senior-Guide" hat den Übergang (rd. 300 Hm) von der Brentei Hütte zur Pedrotti Hütte dann doch noch - wenn auch zwangsweise alleine - angetreten, nachdem er den drei Wanderern den Weg hinab zur Casinei Hütte gewiesen hatte. Er war diesen Weg von der Brentei Hütte vor vielen Jahren schon einmal gegangen und hatte diesen harmloser in Erinnerung, als er ihm dieses Mal vorkam - das wäre also auch wieder nichts für die Wanderer gewesen... aber die waren ja zum Glück versorgt.
Nun ja, wir waren zwar ungeplanter Weise getrennt, aber wir Kletterer hatten am Ende einen nicht minder(!) schönen Abend auf der Pedrotti Hütte.
Fazit
Die Tour war landschaftlich spektakulär - wie so vieles, ja eigentlich fast alles in der Brenta. Das ständige auf und ab und der Wechsel zwischen Gletscher- und Klettersteigpassagen waren sehr schön abwechslungsreich. Der Tourcharakter war durch den höheren Schneeanteil etwas anders, als die sonstigen Brenta-Touren. Auf jeden Fall ist die südwestliche Ecke der Brenta ebenfalls sehenswert!
Prädikat: Sehr empfehlenswert! Ich würde die Tour jederzeit wiederholen.
Dauer
Alles in allem waren wir (Klettersteiger) mit ausgiebigen Pausen an diesem Tag knapp 7h unterwegs. In einer kleineren Gruppe und weniger Pausen geht das bestimmt auch ein ganzes Stück schneller.
Mögliche Alternative
Wer es nicht so mit Schnee und Gletschern hat, kann von der 12-Apostel Hütte aus, über den wohl sehr "Leiter-lastigen" Klettersteig "Sentiero Ettore Castiglione" (den ich bislang noch nicht selbst gegangen bin)) hinüber zur (bzw. in Richtung) Agostini Hütte gelangen. Von dort aus geht es dann entweder zur Hütte oder direkt weiter auf dem Sentiero Brentari hinauf zum recht flachen "d´Ambiez Gletscher" und man stößt dort auf den weiter oben beschriebenen Weg Richtung Pedrotti Hütte.
Man spart sich damit Gamsscharte („Bocca dei Camosci“), den gleichnamigen Gletscher und auch den Aufstieg zur - bzw. den Abstieg von der - "Bocca d´Ambiez". Zeitlich gibt sich diese Alternative wohl nichts mit dem Sentiero dell´Ideale - man tauscht quasi nur Eisen (viele Leitern und das obligatorische Drahtseil) gegen Schnee und Eis ein... und hat nur einen Auf- und Abstieg (hier zur "Bocca dei Due Denti") statt zwei.